Im Turniertanz sind Drehen und Rotieren zwei technisch unterschiedliche, aber eng verwandte Konzepte. Beide beschreiben Bewegungen um eine Achse, jedoch mit spezifischen Unterschieden, die sich vor allem in der Dynamik und Ausführung zeigen. Diese Konzepte sind essenziell, um sowohl saubere Figuren als auch harmonische Bewegungen im Paar zu erzielen.
- Was ist Drehen?
Drehen bezeichnet die Bewegung eines oder beider Tänzer um eine vertikale Achse, die sich entweder durch den eigenen Körper (eigene Achse) oder das Paar als Gesamteinheit (gemeinsame Achse) zieht. Drehungen werden häufig in Standardtänzen wie dem Langsamen Walzer, Wiener Walzer oder Quickstep ausgeführt.
Merkmale des Drehens:
- Gemeinsame Achse im Paar: Bei Figuren wie der Rechtsdrehung oder Linksdrehung dreht sich das Paar harmonisch um eine gemeinsame Achse.
- Kontrollierte Fußarbeit: Die Fußarbeit (Ferse, Ballen, Zehen) sorgt dafür, dass die Drehung flüssig bleibt.
- Offene Bewegungsführung: Drehungen haben oft größere, schwungvolle Schritte und benötigen eine klare Führung durch den Führenden.
- Raumgewinn: Drehungen werden häufig mit einem Vorwärts- oder Rückwärtsbewegungsmuster kombiniert, sodass sie nicht auf der Stelle ausgeführt werden.
Beispiele für Drehungen:
- Rechts- und Linksdrehung im Langsamen Walzer: Das Paar bewegt sich dabei progressiv über die Tanzfläche und dreht sich gleichzeitig um die Paarachse.
- Wiener Walzer: Die Drehbewegung erfolgt schneller und gleichmäßiger, mit Fokus auf der Raumbewegung.
- Was ist Rotieren?
Rotieren beschreibt eine Drehbewegung, die meist um die eigene Körperachse (Einzelrotation) oder um eine kleine, festgelegte Achse (z. B. innerhalb des Paares) stattfindet. Rotation ist oft eng, kontrolliert und mit weniger Raumgewinn verbunden.
Merkmale der Rotation:
- Eigene Körperachse: Rotieren bezieht sich oft darauf, dass der Tänzer sich in sich selbst dreht, ohne die Paarverbindung oder Position auf der Tanzfläche zu verändern.
- Stabilität und Spannung: Eine saubere Rotation erfordert eine starke Körperkontrolle, vor allem im Rumpf und in der Körpermitte (Core).
- Stationäre Bewegung: Rotationen finden häufig auf der Stelle oder mit minimalem Raumgewinn statt.
- Kleinere Bewegungen: Die Schritte sind enger und die Bewegungen präziser.
Beispiele für Rotationen:
- Pivot-Drehung (Pivot-Turns): Die Tänzer rotieren eng um die eigene Achse, während sie in einer engen Paarhaltung bleiben.
- Spin-Turns: Eine schnelle, stationäre Rotation, oft im Tango oder Quickstep.
- Pirouetten (Lateintänze): Ein Tänzer dreht sich kontrolliert um die eigene Achse, z. B. im Cha-Cha-Cha oder Rumba.
Unterschied zwischen Drehen und Rotieren
Merkmal | Drehen | Rotieren |
Achse | Gemeinsame Achse im Paar oder Raumgewinn-Achse | Eigene Achse oder eine stationäre Achse |
Bewegungsstil | Schwungvoll, progressiv, oft größere Schritte | Eng, präzise, oft auf der Stelle |
Raumgewinn | Oft verbunden mit Vorwärts-/Rückwärtsbewegungen | Meist stationär oder mit minimalem Raumgewinn |
Beispiele | Rechtsdrehung, Linksdrehung, Progressive Tanzfiguren | Pivot-Turns, Spin-Turns, Pirouetten |
Technische Aspekte für saubere Drehungen und Rotationen
- Achse finden und halten:
- Für Drehungen: Die Paarachse bleibt stabil und kontrolliert.
- Für Rotationen: Die Körpermitte muss zentriert bleiben, um nicht aus der Balance zu geraten.
- Körperaufspannung:
- Spannung im Rumpf (Core) und den Armen sorgt dafür, dass die Verbindung im Paar nicht verloren geht.
- Besonders bei Rotationen wichtig, da jede Instabilität zu einem „Wegkippen“ führt.
- Fußarbeit:
- Drehungen: Präzise Abfolge von Ferse, Ballen und Zehen.
- Rotationen: Der Standfuß bleibt oft am Boden verankert, der freie Fuß unterstützt die Balance.
- Dynamik der Arme:
- Die Arme sollten nicht „mitdrehen“, sondern stabil die Verbindung zum Partner halten.
- In Lateintänzen können die Arme als Ausdruckselement eine Rolle spielen.
Praktische Tipps für Training
- Drehen üben:
- Stelle dir vor, ein Kreis um dich herum markiert die Bewegungsachse.
- Beginne mit langsamen Drehbewegungen und steigere allmählich die Geschwindigkeit.
- Rotieren üben:
- Arbeite an der Körperaufspannung (Bauchmuskeln, Haltung).
- Finde deine Balance auf einem Fuß und führe kleine Rotationsbewegungen aus.
- Zusammenspiel üben:
- Drehungen im Paar beginnen oft mit kleinen Bewegungen. Arbeite daran, die Achse im Paar nicht zu verlieren.